Mühlacker Tagblatt vom 16.11.2024
Liebe Tagespflegepersonen, den folgenden Beitrag bitte mit vorsichtigem Optimismus lesen. Die Entscheidung wird durch den Kreistag am 16.12.2024 getroffen!
Tagesmütter im Enzkreis: Stundensätze steigen
Der Jugendhilfeausschuss des Kreistags entscheidet sich trotz der angespannten Finanzlage mehrheitlich für eine Lohnerhöhung.
Von Harald Bott
Enzkreis. Die Tagesmütter im Enzkreis bekommen künftig mehr Geld. Das beschloss der Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am Donnerstag. Bisher erhalten die Tagesmütter einen Stundensatz von 6,50 Euro pro Stunde für Kinder im Alter von über drei Jahren (Ü3). Für Kinder unter drei Jahren (U3) sah die Vergütung bereits bisher einen Stundensatz von 7,50 Euro vor.
Der Antrag des Vereins Tagesmütter Enztal forderte nun, den Satz einheitlich auf 7,50 zu erhöhen. Dies lehnte die Verwaltung mit Blick auf die Landesempfehlung und vor allem die angespannte Haushaltslage ab. Die Begründung der Tagesmütter für die Erhöhung war, dass diese Regelung bereits in Pforzheim greife. Dieses Argument nahm Kreisrat Günter Bächle (CDU) auf. Die Tagesmütter leisteten einen wichtigen Beitrag im Rahmen der Kinderbetreuung, so Bächle, und sollten nicht schlechter gestellt sein als ihre Kolleginnen in Pforzheim.
Zuvor hatte der Leiter des Jugendamtes, Christopher-Tom Reimann, das Anliegen der Tagesmütter vorgestellt und darauf hingewiesen, dass eine Erhöhung für Januar 2026 vorgesehen sei. Abwanderungen seien nicht zu befürchten, sagte Reimann. Heinrich Furrer (FWV) unterstützte den Antrag der Verwaltung auf Ablehnung mit Blick auf die Finanzen. Nachteile durch eine Erhöhung erst ab 2026 seien nicht zu befürchten. Andrea Link-Hofsäß (SPD) schloss sich seiner Argumentation an.
Landrat Bastian Rosenau wies darauf hin, dass potenzielle Mehrkosten für die außerplanmäßige Lohnerhöhung nicht im Haushalt eingepreist seien. Bei aktuell 104 Fällen von Kindern im Alter von über drei Jahren würde aufgrund der freiwilligen Erhöhung der Stundensätze ein Zusatzbetrag von rund 6600 Euro pro Monat beziehungsweise knapp 80000 Euro pro Jahr für den Enzkreis entstehen. Bei der Abstimmung ergab sich dann aber dennoch eine klare Mehrheit für die vorgezogene Erhöhung der Vergütung und damit der Anpassung an das Lohngefüge Pforzheims. Elf Ratsmitglieder stimmten dem Antrag Bächles zu, fünf waren dagegen. Zwei Mitglieder enthielten sich.
Eingangs hatte Kämmerer Frank Stephan die aktuellen Haushaltszahlen vorgestellt. Kosten, die den Haushalt belasten würden, seien vor allem die Schülerbeförderung und die Kliniken. Die Transferleistungen im Sozialbereich stiegen 2025 um rund 8,4 Millionen Euro auf dann 76,4 Millionen. Der Finanzbedarf für 2026 sei noch nicht absehbar, berge aber erhebliche finanzielle Risiken, so Stephan weiter.
Einen Lichtblick sehen die Verantwortlichen bei den exorbitanten finanziellen Belastungen durch das Bundesteilhabegesetz (BTHG). Hier werde wohl das Land bei den Kosten einspringen, so Landrat Rosenau.
Auf eine massive Zunahme bei den seelischen Erkrankungen Jugendlicher wies Sozialdezernentin Katja Kreeb hin. Vor allem die Fälle von digitalem Autismus durch die Extremnutzung von Mobiltelefonen hätten stark zugenommen.
- November 2024